22. Juni 2018

Wagner, Wilhelmine, Weltkulturerbe – DTV-Städte- und Kulturforum Bayreuth


„W wie Bayreuth“: mit diesem Slogan wirbt die örtliche Tourismusmarketing-Gesellschaft für den Kulturstandort im nordöstlichsten Zipfel Bayerns. Dorthin kamen im Juni 140 Touristiker, um sich über neue Trends im Städte- und Kulturtourismus auszutauschen. Markgräfin Wilhelmine von Brandenburg-Bayreuth 1748 hat in Bayreuth ein barockes Opernhaus bauen lassen, das UNESCO-Weltkulturerbe geworden ist. Der Komponist Richard Wagner gründete 1876 dort sein legendäres Festspielhaus. In den Gärten von Eremitage, Fantaisie und Sanspareil kann man genussvoll flanieren. Oder im Gasthaus mit Wurst und Weizenbier den Tag ausklingen lassen.

Für den BVGD reiste Vorstandsmitglied Sonja Wagenbrenner zur Tagung, zu der der Deutsche Tourismusverband (DTV) und die Bayreuth Touristik & Marketing GmbH eingeladen hatten. Deren Leiter Dr. Manuel Becher registriert seit Wiedereröffnung des Markgräflichen Opernhauses erhöhte touristische Aufmerksamkeit für Stadt und Region: „Unsere Hauptzielgruppe sind die „Silver Ager“. und anspruchsvollen Kulturtouristen. Wir hoffen, mit unseren derzeit 100 Gästeführern die Anfragen für Touren auch in Fremdsprachen abdecken zu können, wollen aber weiter in deren Aus- und Fortbildung investieren.“

Mit 24 Mio. Übernachtungen 2017 boomt der Tourismus in Franken ganz allgemein. „Ein bedeutender Wirtschaftsfaktor für die Region“, sagt Angelika Schäffer, Geschäftsführerin von Franken Tourismus. „Dabei spielt der Städte- und Weintourismus eine große Rolle und ohne qualifizierte Gästeführer in Nürnberg, Würzburg oder dem Fränkischen Weinland wäre der Ansturm gar nicht zu bewältigen.“ Bei der Vermarktung touristischer Angebote wird das Internet immer wichtiger. Wie bei vielen anderen Destinations-Marketing-Einrichtungen (DMO) gibt es deshalb auch bei Franken Tourismus eine eigene Abteilung für Online-Marketing. Abteilungsleiterin Karolina Klemm berichtet von erfolgreichen, personalisierten Kampagnen, auch mit Influencern aus der Region. Also bekannten Personen, die mit üblicherweise großer Reichweite in sozialen Netzwerken präsent sind. „Dadurch werden wir für potentielle Kunden

besser sichtbar und schneller auffindbar. Mit regelmäßigen Posts über Facebook, Instagram & Co.  stellen wir zudem weitere „Mausefallen“ auf, um neue Zielgruppen anzusprechen“, so Klemm. Insgesamt führe das zu deutlich mehr Aufmerksamkeit und letztlich auch zu mehr Buchungen.

Auch Tagungsreferent André Krüger, Spezialist für Kreativkonzepte und Berater für Influencer-Marketing, sieht den Trend der Tourismuswerbung in sozialen Netzwerken ungebrochen. „Influencer“ müssten aber nicht immer Promis sein, die sich nach Krügers Meinung oft nur für platte Produktwerbung hergeben. Auch Gästeführer seien „ideale Influencer“, die über Social Media immer neue und interessante Inhalte transportieren könnten. Daher sollten sie digitale Möglichkeiten aktiver nutzen: „Wenn Gästeführer ihre Führungen, Themen und Aktivitäten mit ordentlichen, animierenden Fotos an den richtigen Ort ins Netz stellen, dann halte ich das für die beste und günstigste Werbung überhaupt.“

Ein anderes Tagungsthema war das Phänomen „Overtourism“. Es entsteht, wenn sich die Bewohner eines intensiv frequentierten Ortes von Touristen in ihrem Alltag belästigt fühlen. Städte wie zum Beispiel Hamburg oder Bamberg stießen mit zuletzt stark gestiegenen Besucherzahlen manchmal an die Grenzen ihrer Belastbarkeit, hieß es. „Manchmal aber nur gefühlt“, sagte Sascha Albertsen von der Hamburg Tourismus GmbH. Er meinte, auch Touristiker seien verantwortlich dafür, dass solche Konflikte nicht offen zutage treten: „Und deshalb müssen wir den Wert des Tourismus in die betroffene Bevölkerung hinein anders kommunizieren. Nicht nur in nackten Zahlen und als Wirtschaftsfaktor, sondern, weil er auch Lebensqualität, Offenheit, Toleranz und ein großes kulturelles Angebot mit sich bringt“, so Albertsen.

Dieser Meinung war auch Michael Heger, Marketingleiter des Bamberg Tourismus & Kongress Service: „Wir müssen die Gefühlslage der Bewohner ernst nehmen und durch bessere Aufklärung mehr Verständnis für den Tourismus schaffen“. Mit speziellen Führungen und Einladungen auf Kreuzfahrtschiffe zum Beispiel, oder in offenen Diskussionsforen und Internet-Blogs. „Wenn sich durch Bambergs enge, mittelalterliche Gassen jährlich Millionen von Besuchern wälzen, dann sind nur einzelne Stadtteile sehr betroffen“, so der Tourismuschef weiter. Das könne man mit zeitlicher Entzerrung, Besucherlenkung und maximalen Gruppengrößen steuern.  Aber auch die Gästeführer spielten hier eine große Schlüsselrolle: „Denn die sind auf der Straße unterwegs, ganz nah an den Gästen dran und können in schwierigen Situationen schnell und flexibel reagieren“, sagte Heger. “Dazu sind aber nur die guten, auch in Psychologie und Konfliktmanagement geschulten Gästeführer in der Lage. Deshalb legen wir großen Wert auf ihre Ausbildung.“

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