Politische Forderungen

Kernforderungen des BVGD an die Tourismuspolitik

„Gästeführer helfen endogene Potentiale einer Region zu entdecken, zu identifizieren, zu vermarkten und zu verstärken.“

(Dr. Wolther v. Kieseritzky, früherer Leiter der KBB des BVGD)

Tourismuspolitik ist nicht Sache eines Ressorts oder einer politischen Ebene. Sie ist vielmehr eine Querschnittsaufgabe, die Kooperationen in vielen Bereichen erfordert. Bisher werden die politischen und teilweise die tourismuswirtschaftlichen Institutionen unserer Branche nicht gerecht. Auch wenn sie sich mit den Rahmenbedingungen des Tourismus befassen oder die Förderung spezieller Maßnahmen – z. B. für die Entwicklung des ländlichen Raums oder des barrierefreien Reisens – in den Blick nehmen, bleiben die qualitativen Erfordernisse im Bereich der Gästeführung weitgehend unberücksichtigt.

Dieser Befund ist deshalb besonders unbefriedigend, weil die Berufsgruppe der Gästeführer in herausragender Weise zu einer stetigen Entwicklung und positiven Wahrnehmung des Tourismus beiträgt – wenn bundespolitisch und regional die nötige Unterstützung existiert. Der Gästeführer erfüllt eine Querschnittsaufgabe für die regionale Wirtschaft und Kultur: In direktem Austausch mit den Besuchern vermitteln Gästeführer das Profil von urbanem oder ländlichem Raum, verknüpfen die unterschiedlichen wirtschaftlichen, kulturellen und ökologischen Bedürfnisse einer Region und tragen erheblich dazu bei, die endogenen Potentiale einer Region zu stärken.

Gästeführer entfalten die Qualitäten einer Region nicht nur für Besucher („Touristen“) – sie wecken das Bedürfnis wiederzukehren oder für die besuchte Region zu werben – sondern auch für Bewohner (Einheimische, Migranten). Sie wecken Gefühle, informieren und klären auf. Kurz: Sie stärken die Bindung der Bewohner an eine Region und tragen zur Identitätsbildung bei. In Zeiten demographischen Wandels mit bekannten Folgen – gerade für den ländlichen und kleinstädtischen Raum – trägt dies erheblich zur gesellschaftlichen und sozialen Stabilität bei.

Diese Aufgaben dürfen nicht durch falsche Rahmensetzung auf bundes- und europapolitischer Ebene behindert werden. Und sie können auf regionaler und kommunaler Ebene durch gleichberechtigte Zusammenarbeit aller Beteiligten (Politik, Tourismusinstitution, Agenturen u. a.) wesentlich erleichtert werden.

Der Bundesverband der Gästeführer in Deutschland e. V. fordert deshalb:

1. Die Schaffung eines europäischen Binnenmarktes

2. Faire Wettbewerbs- und Arbeitsbedingungen

3. Verbraucherschutz

4. Nachhaltige Tourismuswirtschaft

5. Angemessene Infrastruktur und Willkommenskultur

Als ersten Schritt, diese Ziele zu erreichen, fordern wir

– eine Studie über die Lage und Leistungen (sozial, ökonomisch und kulturell) der touristischen Dienstleister in der Region

– eine Kampagne „Qualitätsorientiertes Reisen“: Transparenz hinsichtlich Kriterien, nachhaltige Dienstleistung, nachhaltiger Umgang mit sozialen und natürlichen Ressourcen.