"Es riecht nach Arbeit ... " - Der Weltgästeführertag© 2010
Insgesamt beteiligten sich fast 70 Mitgliedsvereine und Einzelmitglieder mit einem vielfältigen Programm. Dafür hatten die Kolleginnen und Kollegen mit Engagement und Einfallsreichtum das Motto des WGFT 2010 „Es riecht nach Arbeit … „© umgesetzt und für die zahlreichen Gäste neue und interessante Führungen entwickelt.
Bundesweit wurden die Veranstaltungen in Presse, Rundfunk und Fernsehen zunächst angekündigt und später kommentiert. Und nachdem in den Vorjahren schon rund 150.000 Teilnehmer an den von BVGD-Mitgliedern durchgeführten Veranstaltungen gezählt wurden, kamen auch in diesem Jahr wieder über 10.000 Gäste, um zu erleben, wie es ist, wenn es nach Arbeit riecht.
Auftaktveranstaltung zum Weltgästeführertag© 2010 in Oberhausen / Ruhrgebiet

Die zentrale Auftaktveranstaltung am 21.02.2010 in Oberhausen war von den Kolleginnen und Kollegen des VGR perfekt geplant und bot in Anwesenheit von Vertretern von „Ruhrtourismus“ und „Ruhr 2010“ sowie der BVGD-Vorstandsmitglieder Dr. Wolther von Kieseritzky und Ingrid Schwoon eine sehr gute Werbung für die Gästeführer.
Der Weltgästeführertag© ist seit 1999 eine Gemeinschaftsaktion von BVGD-Mitgliedern, die durch ein bundesweites vom BVGD erstelltes Programmheft beworben wird. Er bietet die Möglichkeit, sich kostenlos über die Arbeit von gut ausgebildeten und im BVGD organisierten Gästeführern zu informieren, die auf ihrer Jahreshauptversammlung 2010 beschlossen haben, den WGFT 2011 unter das Motto „Die Farbe Blau“© zu stellen.
Ingrid Schwoon
BVGD – Weltgästeführertag© / International Tourist Guide Day

Im europäischen Kulturhauptstadtjahr 2010 war Oberhausen geradezu prädestiniert für das Thema des WGFT „Es riecht nach Arbeit …“©. Zwischen Fördertürmen und Fabrikschloten wurden hier vor 150 Jahren in harter, entbehrungsreicher Arbeit entscheidende Grundlagen für den Wohlstand des Landes gelegt.
So lud der Verein der Gästeführer und Gästeführerinnen im Ruhrgebiet (VGR e.V.) zur zentralen Auftaktveranstaltung am 21.02.2010 ins LVR-Industriemuseum. Vertreter der lokalen touristischen Institutionen, des BVGD und nicht zuletzt die Öffentlichkeit folgten zahlreich der Einladung in die ehemalige Zinkfabrik Altenberg.
Der Vereinsvorsitzende des VGR e.V., Michael Weier, malte mit einem Zitat des Dichters Wilhelm Schäfer in seiner Ansprache ein stimmungsvolles Bild dieser Landschaft: „In trauriger Öde, zwischen Fabriken und Zechen eingeengt, ziehen die schwarzen Straßen zwischen schwarzen Häusern hin. Der elende Ziegelbau mit rußig angelaufenem Zement scheint hier die einzige Bauart. Überall Schienen; eine Höllengegend!“
Historischer Hintergrund: Nachdem im Jahre 1845 die Köln-Mindener Eisenbahngesellschaft in der öden Heidelandschaft eine Eisenbahnlinie eingerichtet hatte, gab es hier einen Bahnhof. In unmittelbarer Nachbarschaft kaufte eine belgische Aktiengesellschaft Land und errichtete darauf die Zinkfabrik Altenberg. Aus Zink wurden Bleche hergestellt, aus denen man Gegenstände für den täglichen Gebrauch wie Eimer, Gießkannen und Badewannen, aber auch Regenrinnen und sogar ganze Dächer produzierte. Die Maschinen im Walzwerk hämmerten ununterbrochen, Tag und Nacht, und die Arbeiter vollbrachten wahre Höchstleitungen. Es roch nach harter Knochenarbeit, die den Schweiß tropfen ließ.
„Nach Arbeit zu riechen gilt heute als unschicklich“ führte Michael Weier aus. „Heute riecht Arbeit nicht mehr nach Schweiß, dieser Geruch ist der Freizeit vorbehalten. Ja, auch die Gerüche haben sich strukturgewandelt“. Das Ruhrgebiet atmet nicht mehr Staub, sondern Zukunft. Die Hochöfen und Maschinenhallen, Fördergerüste und Zechenanlagen, Gasometer und Kokereien prägen zwar noch immer das Bild, doch so manches Industriedenkmal dient heute einem neuen Zweck.
Die Gästeführer des VGR e.V. haben sich zur Aufgabe gemacht, diese spannende Region mit allen Sinnen zu präsentieren. Dieter Pelikan und Klaus Nigbur führten die Besucher sehr sachkundig durch die Ausstellung Schwer.Industrie „Eisen und Stahl erzählen ihre Geschichte“.
Einer der Höhepunkte der Veranstaltung war die Erlebnisführung mit Steiger Jupp (Michael Weier) und Hüttenmeister Erwin (Ingo Dämgen) zum Thema „Schwarzes Gold und Rote Glut“ vom Zentrum Altenberg zum MuseumsBahnsteig, eine Kostümführung. Beate Hettmer schlüpfte, ebenfalls authentisch kostümiert, in die Rolle der Gräfin Minzi von Westerhold Gysenberg, die zur Gründerzeit der Zinkhütte Altenberg auf dem benachbarten Schloss Oberhausen lebte.
Dr. Wolther von Kieseritzky, stellvertretender Vorsitzender des BVGD, hob in seiner Ansprache hervor, dass der Bundesverband nun schon zum zweiten Mal im Ruhrgebiet zu Gast sei, war doch der VGR e.V. bereits im Jahr 2005 Ausrichter der Jahreshauptversammlung des BVGD. Und schon damals habe man die qualifizierten Führungen der Gästeführer aus dem Ruhrgebiet genossen. In diesem Zusammenhang erläuterte von Kieseritzky die Bedeutung der Qualifizierung von Gästeführern nach europaweit einheitlichem Standard (DIN EN). Dieser sei schon deshalb bedeutsam, da Gästeführer als Botschafter ihrer Region eine anspruchsvolle Tätigkeit mit hoher Verantwortung ausübten. Schließlich wolle man ja erreichen, dass der Gast sich wohlfühle und gerne wiederkomme.
Grußworte sprachen auch der Tourismus Manager Axel Biermann, Geschäftsführer der Ruhrgebiets-Touristik GmbH, sowie Christoph Lottritz vom Tourismus Management der RUHR.2010 GmbH. Für den stimmungsvollen Rahmen sorgte der GHH-Chor unter der Leitung von Volker Buchloh. Beim traditionellen Steigerlied standen die Anwesenden auf und sangen kräftig mit. Und auch für das leibliche Wohl war gesorgt: Es gab Ruhrgebietstapas, schwarz wie die Kohle des Reviers.
An den Informationsständen des VGR e.V. und BVGD, der RUHR.2010 GmbH, der Tourismus und Marketing Oberhausen GmbH sowie der Kindernothilfe wurden Prospekte verteilt und Informationen zur jeweiligen Arbeit gegeben. Der Weltgästeführertag© im Ruhrgebiet war ein voller Erfolg. Neben großer Medienpräsenz in der WAZ und im WDR 2 haben an den Führungen des Vereins mehr als 500 Gäste teilgenommen. Für das Projekt der Kindernothilfe „Wenn Leben auf dem Müllberg die einzige Hoffnung ist: Hilfe für Kinderarbeiter auf den Philippinen“ wurden dabei 666 € gesammelt.
Beate Hettmer
Verein der Gästeführer u. Gästeführerinnen im Ruhrgebiet e.V.
www.vgr-ev.de