Auftaktveranstaltung Weltgästeführertag 2014 in Gelnhausen
Die zentrale Auftaktveranstaltung zum Weltgästeführertag 2014 fand am 14. Februar in Gelnhausen (Hessen) statt. Politiker aus Bund, Land und Kommune sowie Tourismus- und Kulturverantwortliche kamen zur Eröffnung und erlebten ein auf die Stadt und das Thema „Feuer und Flamme“ abgestimmtes Programm an ausgewählten Orten.
Zur Eröffnung nach Gelnhausen waren gekommen (v. li. nach re.): Bürgermeister Thorsten Stolz, Kreisbeigeordneter des MKK Matthias Zach, Ingrid Schwoon (BVGD), Christian Frick (Interessenverband der Gelnhäuser Gästeführer), MdB Dr. Peter Tauber, Simone Grünewald (TI Gelnhausen)
Bericht von Christian Frick, BVGD-Schatzmeister und Vors. der Interessengemeinschaft Gelnhäuser Gästeführer:
Knapp 150 Gäste fanden den Weg nach Gelnhausen, um in der altehrwürdigen Marienkirche der Auftaktveranstaltung zum Weltgästeführertag unter dem Motto „Feuer und Flamme“ beizuwohnen. Bevor die Gästeführer an diesem Abend ihr Können unter Beweis stellen konnten, erfuhren sie im Rahmen der Festreden neben Worten des Lobes und der Anerkennung der drei Redner aus lokaler und überregionaler Politik auch ganz wichtige Grundsatzbotschaften, die den Wert der Tätigkeit aller Gästeführer deutlich zeigen.
Dr. Peter Tauber, Bundestagsabgeordneter und CDU-Generalsekretär, übertrug das Motto des Weltgästeführertags auf die anwesenden Gästeführer: „Wenn man sie erlebt, dann weiß man, sie tun das mit Feuer und Flamme“ – eine Aussage, die sicherlich auf alle Kolleginnen und Kollegen bundesweit zutrifft, die mit „Feuereifer“ ihren Ort oder ihre Region vertreten.
Der Kreisbeigeordnete des Main-Kinzig-Kreises Matthias Zach (Bündnis 90/Die Grünen) berichtete von einer Stadtführung in Gelnhausen, die die Mitglieder des Kreistags just am Vortag unternommen hatten und die alle begeisterte. Gut qualifizierte Gästeführer seien ein wichtiges „soft skill“ bei der Frage, wie man einen Landkreis vermarkte.
Gelnhausens Bürgermeister Thorsten Stolz (SPD) wiederum beschied den Gelnhäuser Gästeführern einen wesentlichen Anteil an der positiven Außenwirkung der Stadt, die sie quasi als Botschafter gegenüber den Gästen vertreten.
Nach einem anschließenden Orgelspiel zum Thema „Feuer und Flamme“, das sich zu einem wahrlichen Orgelfeuerwerk steigerte, konnten die Teilnehmer an neun verschiedenen Stationen der Stadt die Gelnhäuser Gästeführer erleben, wie sie in historischer Gewandung das Thema in unterschiedlichen Epochen umsetzten.

So konnten die Gäste erfahren, wie einem unachtsamen Küchenjungen das Herdfeuer erloschen war und nun die Hausherrin ihre bloße Mühe hatte, neues Feuer zu schlagen. An anderer Stelle wurde neben dem Herdfeuer auch das Feuer der Leidenschaft entfacht mit aphrodisierenden Speisen oder eine Hübschnerin konnte förmlich brühwarm vom warmen Bad im Badehaus berichten.
Aber auch die gefährliche Seite des Feuers wurde betont. Die Teilnehmer erfuhren, weshalb im Fachwerk sogenannte Feuerböcke zu finden sind, nämlich um Brandgefahren abzuwehren. Für den Fall, dass es einmal brennen sollte, wurde gleich eine Eimerkette geübt.
Zu guter Letzt konnte ein Abgebrannter von seinem Schicksal erzählen und den Gang durch die Jahrhunderte von Feuer und Flamme abrunden.
Nicht unerwähnt bleiben darf dabei, dass ein rühriger Gelnhäuser Bürger seine Hilfe zugesagt hatte und eine über 100 Jahre alte Feuerspritze zur Verfügung stellte, die im Rahmen der Führung bestaunt werden konnte.
Am Sonntag, den 16. Februar konnten bei insgesamt sieben verschiedenen Themenführungen knapp 250 weitere Gäste viel von Feuer und Flamme erfahren, als es um Feuer machen und hüten ging oder um feurige Liebeserklärungen zu Gelnhausen aus der Literatur, um Brandschutz im Wandel der Zeit und um Feuer und Fachwerk.
Insgesamt war es ein gelungenes Wochenende mit vielen guten Begegnungen und viel Interessantem rund um das Thema des Weltgästeführertages. Und ganz nebenbei konnten von den Gelnhäuser Gästeführern 800 Euro Spendengelder gesammelt werden für den Neubau einer Orgel in der Gelnhäuser Marienkirche. (alle Fotos: IG Gelnhäuser Gästeführer)
„Botschafter und Aushängeschilder ihrer Heimat“

CICERONE im Interview mit MdB Dr. Peter Tauber, Generalsekretär der Bundes-CDU (auch im CICERONE 2014 1)
CICERONE: Sehr geehrter Herr Dr. Tauber, Sie waren am 14. Februar 2014 in Geldhausen Festredner bei der Auftaktveranstaltung des BVGD zum Weltgästeführertag 2014. Was persönlich verbindet Sie mit den Gästeführern und den Gästeführern in Gelnhausen?
Dr. Peter Tauber: Zum einen ist Gelnhausen zufällig meine Heimatstadt und zum anderen liegen mir persönlich die Sehenswürdigkeiten und kulturellen Angebote hier vor Ort sehr am Herzen. Um das Motto des Weltgästeführertags 2014 aufzunehmen: Ich bin „Feuer und Flamme“ für die Gästeführer und die Führungen in Gelnhausen. Mein Herz als Historiker fängt insbesondere hier Feuer – denn hier wird seit Jahren Geschichte gelebt und in das alltägliche Leben der Menschen vor Ort im besten Sinne des Wortes „spielerisch“ integriert.
CICERONE: Wie kann man die Geschichte in den Alltag integrieren?
Dr. Peter Tauber: Wer schon einmal erlebt hat, wie hunderte von Menschen in den Frühlings- und Sommermonaten Freitagabends zum Obermarkt strömen, um an den öffentlichen Erlebnisführungen teilzunehmen, wer selbst schon einmal dem Zauber der Weihnachtsführung im Advent erlegen ist oder wer mit der Oster-Erlebnisführung die ersten Frühlingsboten begrüßt hat, der kann bestimmt nachempfinden, was den ganz besonderen Reiz dieser Führungen ausmacht, die viele Besucher von nah und fern anziehen. Und wer um den 1. April des Abends herum mit dem Nachtwächter durch Gelnhausen zieht, sich von ihm an der Nase herumführen lässt und anschließend gemeinsam mit den anderen Gästen raten darf, was Dichtung und was Wahrheit war, der kann feststellen, wie groß das Interesse auch bei Einheimischen an der lokalen Geschichte ist.
CICERONE: Das lässt spüren, dass Sie die Gästeführer als einen bedeutenden Teil Gelnhausens ansehen.
Dr. Peter Tauber: Die Gästeführer sind zu wichtigen Botschaftern Gelnhausens geworden, neudeutsch zu einer „Marke“, und gehören mittlerweile zur Barbarossastadt wie deren Sehenswürdigkeiten oder Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen oder Philipp Reis, der Erfinder des Telefons.
CICERONE: Das heißt, dass die Gästeführer ein wichtiger Faktor in der Außenwirkung Gelnhausens sind?
Dr. Peter Tauber: Ja, und das nicht nur in Gelnhausen, sondern deutschlandweit. Jeder, der in einer Region oder einem Ort in Deutschland an einer Führung teilnimmt, wird diese Gegend zuerst über den Gästeführer wahrnehmen und durch ihn kennenlernen. Die Frage, ob man wiederkommt oder ob man positive Erlebnisse mit Freunden und Bekannten teilt, wird wesentlich von diesem Eindruck abhängen. Insofern sind die Gästeführer Botschafter und Aushängeschilder ihrer Heimat. Auch Einheimische brauchen diese Botschafter, die hier auch quasi als „Übersetzer“ arbeiten, wenn lokale Geschichte oder auch Zeitgeschehen vermittelt wird. Das ist ein wichtiger Teil der kulturellen Arbeit vor Ort. Insofern ist es von großer Bedeutung, dass die Gästeführer eine hochklassige und anspruchsvolle Ausbildung genießen. Der BVGD, der in diesem Jahr seinen 20. Geburtstag feiert, hat sich die letzten zwei Jahrzehnte hierfür vorbildlich eingesetzt. Und die einzelnen Mitglieder haben diese Konzepte, nicht zuletzt auch die DIN EN-Zertifizierung, gut umgesetzt.
CICERONE: Herr Dr. Tauber, vielen Dank für das Gespräch.
Dr. Peter Tauber: Und allen Gästeführern weiterhin viel Erfolg bei ihrer guten Arbeit vor Ort.